Titelbild zur Geschichte der Veldener Märkte, Fotoquelle: Archiv Markt Velden

Geschichte der Veldener Märkte

Die Wochen- und Jahrmärkte - aus der 1200-Jahr-Festschrift von H. Weindl

Wochenmarkt (seit 1410)

Das älteste Privileg (...dieser Art) ist die Urkunde Herzog Heinrichs IV. vom 17. Mai 1410, wodurch den Bürgern des Marktes Velden das Recht zugesprochen wird, alle Erchtage (= Dienstage) einen Wochenmarkt abzuhalten. Wenn zu eingangs dieser Urkunde bereits von den „Bürgern des Marktes" die Rede ist, muß angenommen werden, daß die eigentliche Marktrechtsverleihung schon früher vollzogen worden war. Durch diese Verleihung hatte sicherlich der Handel und das Gewerbe im Markte einen besonderen Auftrieb erfahren. Diese Urkunde hatte folgenden Wortlaut:

“Wir Heinrich von Gottes Genaden Pfalzgraven bey Rhein und Herzoge in Bayern etc. bekhennen offentlichen mit diesem Brief, das wir den Burgern gemenikhlich des Markhtes Velden unser Willen, Gunst  und Urlaub darzugeben habe, und geben in auch das in kraft des Briefs, daß sy ein Wochen Markht beruffen und den all Wochen an dem Erchtag in demselben Markht haben sollen und mögen hinfür bis auf unser Widerrueffen, als annder unser Stett ( = Städte) und Markht solch Wochenmarkht haben,  und  gebicttcn auch allen unsern Ambtleuten, die wir yzt haben oder hinfür gewinnen, das Jr sy bey den ehegemelten unsern Gnaden und Wochenmarkht also halten, schirmen und niemandt gestatten wellet, der in khainerley Zhankh noch Irrung daran thu, noch seih thuh. Das ist unser Will und Meynung genzlich. Zu Urkhundt haben wir unser Insigl an den Brief heißen hengen, der geben ist zu Landtshuet an Samstag nach dem heilligen Pfinztag nach Christi Geburte vierzehendthundert und an dem zehenden Jahre.”

Abb. Originalurkunde Wochenmarktrecht von 1410 aus der 1200-Jahr-Festschrift von 1973, S. 32
Abb. Originalurkunde Wochenmarktrecht von 1410 aus der 1200-Jahr-Festschrift von 1973, S. 32
Michaelimarkt und Mittefastenmarkt (seit 1516) - aus der 1200-Jahr-Festschrift von H. Weindl

Die zwei ältesten gefreiten Jahrmärkte, die der Markt Velden besitzt, sind der sogenannte Michaelimarkt (am nächsten Tag nach St.  Michael) und der Mittefastenmarkt (am Dienstag nach dem Sonntag Reminiscere in der zweiten Fastenwoche). Sie wurden verliehen durch die Urkunde vom 12. März 1516. Die Urkunde lautet wörtlich:

„Von Gottes Genaden Wür Ludwig  Pfalzgrave  bey  Rhein, Herzog in Obern  und  Nidern Bayern  etc. bekhennen für unns unnd den hochgebornen Fürsten unsern freundtlichen lieben Bruedern, Herrn Wilhelmen auch Pfalzgrave bey Rhein, Herzogen in Obern und Nidern Bayern etc. in crafft unsers brüederlichcn Vertrags, für unns, unnsere Erben unnd Nachkhommen mit dem offenen Brief gegen aller meniglich, das wür unsern lieben Getreuen, dem Rath unnd Burgern  unnsers  Markhts Velden auf ir underthenig Anrucffen und damit derselbe Inwoner und  Burger in guet aufnemen khomen und gebracht werden mit wolbedachtem Muet, gueten Rath und rechten Wissen, dise besondere Genadt getan und inen und iren Nachkhomen als ir Lanndtsfürst unnd Erbherr genediglich vergunt, bewilliget unnd zuegelassen haben, unnd thuen das hiemit wissentlich mit unnd in crafft  diß Briefs, das sy nun füran alle Jar, jerlich, zwen gefreith Jarmärckht in berührten unserm Markht, nemblichen den ersten des negstentags nach St. Michaelis des heiligen Erzenglstag, unnd den anndern am Erchtag nach dem Suntag Reminiscere in der andern Fastwochen, haben sollen und mögen unnd alle diejenigen, so bede obverschriben Jarmärkht, oder einen auß denselben besuechen, denen geben wir hiemit aines jeden vermelden Jarmnarkhts alweg acht Tag vor unnd acht Tag hinnach all Freyheit, Fridt, Glaidcn unnd Gnaden in allcrmaßcn, wie unser liebgctrcu der Rath unnd Burger unsers Markhr  Biburg an ihren Jarmärkhten von unns und unsern Vorfahren begnaden unnd gefreith sindt, derselben Freyheiten sich auch berürt unnscr Burger zu Velden unnd derselben hicvorgemelter Jarmarkhtbesucher gebrauchen, nuzcn und nüessen sollen unnd mögen, als stunden dieselben Freyheiten all von Wort zu Wort hierin begriffen unnd gebieten darauff allen und jeden, unsern Vizdomben, Hauptleuthen, Pflegern, Richtern, Ambtleuthen unnd gcmainiglich allen anndern unnsern Underthanen und Getreuen, hiemit ernstlich und wollen, das ir die vorgcmclten unser Burger von Velden bcy solchen iren hierin gcgebnen Freihaiten ungeschwecht lasset, sonder sy darbey eures besten Vermögens handthabt, schuzt und schirmbt, daran thuet je all und ein jeder in Sonnderhait bey Vermeidung unserer Ungnade  unnd  Straff,  unnser  ernstlich  Haissen  und  Mainung, doch wollen  wür  unnseren Erben unnd Nachkhommen hicmit vorbehalten haben, solch bedcr obgeschribnen Jarmärckht zewiderrueffen und gar auf zu heben, wie dann unsere Nach kommen zu jeder Zeit nach Gestalt und Gelegenhait der Sachen guet bedunckhen unnd für noth ansehen wirdet, alles getreulich ohne Geverde. Deß zu wahren Urkundt haben wür für uns und vermclten unnsern freundtlichen lieben Brudcrn, Herzog Wilhelm in Bayern, unser Erben und Nachkhomen, obgemelten unsern Burgern zu Velden und all iren Nachkhomen disen Brief mit unsern anhangenden Secreth-Insigl besiglt. Geben in unser Statt Landtshuet Mittwochen nach dem Suntag Judica in der heilligen Fasten, als man von Christi unsers lieben Herrn Geburth zellct fünfzehenhundert und in dem sechzehnten Jar"

Petersmarkt (seit 1717) - aus der 1200-Jahr-Festschrift von H. Weindl

Wenn auch die wirtschaftliche Bedeutung der Jahrmärkte gegenüber früheren Zeiten bedeutend zurückgegangen ist, so ist der Petersmarkt immer noch der größte und am meisten besuchteste von allen Märkten in Velden. Man könne deshalb schon zu der Vermutung kommen, er wäre der älteste gefreite Veldener Jahrmarkt. Dem ist aber nicht so. Erst 200 Jahre nach der Verleihung des Michaeli - und Mittefastenmarktes wurde mit Urkunde vom 29. April 1717 dem Markte Velden zugestanden, einen dritten Jahrmarkt am Sonntag nach Peter und Paul abzuhalten.

Bereits im Jahre 1553 richtete der Bürgermeister und Rat des Marktes Velden ein Gesuch an Herzog Albrecht V. um Verleihung eines dritten Jahrmarktes an Peter und Paul. Aus diesem Gesuch ist zu entnehmen, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse des Marktes damals keine allzu günstigen gewesen zu sein scheinen. Es heißt nämlich dort:

„Durchleichtiger Hochgeborner Fürst, gnediger Herr, Euer fürstlichen Gnaden mechten gleichwol ain gnedigs Vorwissen haben, wie derselben Markht zu Velden in gar einem schlechten Gwerb ist. Also, wiewol wir auf einen Wochenmarkt befreit sein, so wird doch dersclb wenig besuecht, hat solcher Markht Velden khein Einnemen, wir auch ain kleins Gewinnet und müssen doch nichts weniger Weg und Steg, auch andere gmains Markhts Notturfft warlichen nit mit wenigem beschwerlichen Unkosten underhalten. Dardurch wir arme Burger vergangner Zeit solcher unnser großen Not halben dahin verursacht. Weil ohne des, Peter und Pauly bei uns Kirchweih ist, bei euer fürstlichen Gnaden noch umb einen Jarmarkht unnderthenig anzehalten, sein wir über ain Monat wider (= abschlägig) beschiden.  Als wir hiemit erscheinen unnd bitten Eur fürstlichen Gnaden nochmalcn in aller Underthenigkeit, weil auch solches anndcrn umbliegendcn Fleckhen one allen Nachtail, dieweillen unns armen Burgern zu Gnaden, auch derselben Markht zuguetem, den nechsten Tag nach angeregtem unnserm Kirchtag noch ainen Jarmarkht zehalten, mit Gnaden zulassen und derhalb Freyhaiten mittheilen. Damit solcher Markht in merer Aufnemen khomen, wir uns dest pesser ernärn unnd sambt Weib und Khindern ohne weiter Beschwerungen unnd Pürden erhalten mögen …"

Dieser Wunsch scheiterte an dem Widerspruch der dadurch betroffenen Nachbarorte (z. B. Vilsbiburg, Geisenhausen, Dorfen, Erding). 1580 bat der Kammerer und Rat des Marktes Velden wiederum um einen dritten Jahrmarkt am Montag nach hl. Kreuzauffindung und begründete seinen Antrag mit der schlechten gewerblichen Lage und den armen Bürgern. Nachdem sie keine Landstraßen haben und alle Wege, Stege und Straßen, die im Burgfrieden liegen, selbst richten müssen, diese Wege aber tief seien und viel Geld verursachen, also wenige Leute aus der weiteren Umgebung nach Velden kommen, jedoch ohne Erfolg. 1607 wiederholten die Veldener ihre Bitte, das Gesuch wurde jedoch wieder abgelehnt. Ebenso erfolglos war auch eine weitere Eingabe vom Jahre 1613. Der nächste Versuch wurde 1717 wieder unternommen, der dann endlich zur gewünschten Genehmigung eines dritten Jahrmarktes am Sonntag nach Peter und Paul führte. Die Verfügung ist vom 29. April 1717 und lautet:

„Von Gottes Genaden, Maximilian Emmanuel in obern und nidern Bayrn, auch der obern Pfalz Herzog, Pfalzgraf bei Rhein, des heyl. Römischen Reichs erztruchseß und Churfürst Landgraf zu Leichtenberg etc. Unsern Grues zuvor, Edler, auch hochgelerte, liebe Getreue! Uns ist eurem gehorsambsten Bericht vom 15. huius mit mehrerem referiert worden, aus waß für Beweg-Ursachen dem Markht Velden mit Verwilligung des gebettenen dritten Markhts gnädigst zu deferien seye. Wür wollen hierauf bei denen von euch angeführten Umbständen, und das sonderlich kein dritter gravieret würdet, gnädigst bewilliget haben, daß sye zu Velden übcr die vorhin dennenselben zu Mitfasten und nach Michaeli zuegelegte Jahrmärkht fürderhin auch den dritten, und zwar am Sontag nach Petri et Pauli nach Mas und Weis, wie die vorige halten mögen. Darüber ihr das weitere zu verfügen habt. Seint euch anbei mit Gnaden gewogen. München den 29. April anno 1717. Ex Commissione Serenissimi Domini Ducis Electoris."

Mit Schreiben vom 29. Mai 1717 wurde der Rat des Marktes Velden von dieser Verfügung benachrichtigt.

Georgimarkt, Lorenzimarkt, Kathreinmarkt (seit 1790) - aus der 1200-Jahr-Festschrift von H. Weindl

Die Verleihung des Georgimarktes (heute Pfingstmarkt genannt), des Lorenzimarktes und des Kathreinmarktes (heute Adventmarkt genannt) fällt in das Jahr 1790. Laut Verfügung vom 26. Juli 1790 wurden diese drei neuen Jahrmärkte verliehen und gleichzeitig die Genehmigung erteilt, am darauffolgenden Tag nach jedem der 6 Jahrmärkte einen Viehmarkt abhalten zu dürfen. Die Gemeindeverwaltung von Velden richtete am 15. Ju1i 1835 an das Landgericht  Vilsbiburg  die Bitte, den am 2. Sonntag und Montag darauf im August fallenden sogenannten Lorenzi-Markt und Viehmarkt immer auf den 10. August zusammen verlegen zu dürfen. Sollte der 10. August ein Freitag oder Sonntag sein, so solle der Markt am 11. August stattfinden. Auch die Bäcker, Krämer und Metzger seien mit dieser Verlegung einverstanden. Jedoch die Regierung lehnte diese Verlegung mit Entschließung vom 24. Juli 1836 ab mit der Begründung, daß dadurch ein Arbeitstag wegfalle, was sich besonders während der Erntezeit schlecht auswirke.

Jetzt (1973) werden in Velden noch folgende Warenmärkte abgehalten:

am zweiten Fasten-Sonntag der Mittefastenmarkt, am Sonntag vor Pfingsten der Pfingstmarkt, am 2. Samstag und Sonntag im Juli der Petersmarkt, am 3. Sonntag im August der Lorenzimarkt, am 1. Sonntag im Oktober der Michaelimarkt, am 1. Advent-Sonntag der Adventmarkt.

Mit Entschließung der Regierung von Niederbayern vom 4. Oktober 1960 wurden sämtliche, bisher in der Marktgemende Velden stattgefundenen zwölf Nutzvieh- und Ferkelmärkte aufgehoben.