Brände in Velden

Aus der 1200-Jahr-Festschrift, Beitrag von H. Weindl:

Bereits aus dem Jahre 1266 ist uns bekannt, daß der Ort Velden durch Herzog Heinrich Xlll. von Niederbayern (1253-1290) verbrannt wurde.

Wenn man sich mit der Häuserchronik des Marktes Velden näher beschäftigt, stößt man immer wieder auf das Wort „Brandstatt". Fast alle Häuser waren ja damals aus Holz gebaut; dazu kamen noch die feuergefährlichen Beleuchtungsmittel, der schlechte bauliche Zustand der Häuser und die höchst primitiven Brandbekämpfungsmittel. Es gab ja noch keine Wasserleitung oder Kanalisation. So werden beispielsweise als „Brandstatt'' in den verschiedenen Jahren folgende Häuser bezeichnet:

  • Im Jahre 1649 Hs.- 62, jetzt Kirchstraße 4
  • im Jahre 1654 Hs-Nr. 92, jetzt Kirchstraße 19
  • im Jahre 1657 Hs-Nr. 115, jetzt Schäfflerstraße 15
  • im Jahre 1662 Hs.-N 83, jetzt Georg-Brenninger-Straße 1
  • im Jahre 1799 Hs.- 30, jetzt Marktplatz 30 und 32

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wird zwar nicht von einem Brand des Marktes berichtet, jedoch erlitten der Markt und besonders auch die Pfarrkirche arge Verwüstung und Plünderung. Der Hilfspriestcr Franz Höchtl berichtete am 11. November 1653 an das Ordinariat, daß der Hochaltar von Soldaten profaniert und die Reliquien hinweg genommen wurden. Auch unter dem späteren spanischen Erbfolgekrieg hatte Velden offensichtlich zu leiden.

"Von denen verderblichen Feindzeitcn sind hier noch heutzutage traurige Gedenkzeichen, allermassen Velden von seinem erlittenen völligen Ruin sich noch nicht gänzlich erholt, und stehen noch viele Häuser nicht allerdings erbaut.”

An größeren Bränden der nachfolgenden Zeit sind bisher folgende festgestellt worden:

Am Fronleichnamstag, dem 27. Mai 1728, mittags zwischen 12 und 1 Uhr, brannten die drei hölzernen Wohnhäuser des Tagwerkers Martin Lechner, Jakob Hofmann und Adam Mayr, Gärtner, sowie ein Stadl vollständig nieder. A1s Brandursache wurde angegeben, daß die drei Buben Martin Lechner, 14 Jahre alt, Stephan Hofmann, 8 Jahre alt, und Joseph Wasserburger, 13 Jahre alt, Sohn des Metzgers Joseph Wasserburger, im Garten mit Schlüsselbüchsen geschossen und dadurch den Brand verursacht haben. Wegen der Verhandlung dieses Brandfalles entstand wieder ein Competenzstreit zwischen dem Pflegverwalter in Eberspoint und dem Pfleggericht Vilsbiburg, die sich beide für berechtigt hielten, diese Untersuchung zu führen. Der Eberspointer Gerichtsschreiber wollte die Buben mit 8 Tage im Schergenhaus zu Velden mit kleiner Atzung und alle Tage zwischendurch mit 2 Stunden im bürgerlichen Narrenhäusl am Rathaus bestrafen. Dagegen protestierte der Rat des Marktes Velden.

Am 14. Oktober 1785 nachmittags 5 Uhr, brach beim Allrambräu des Georg Kurzmiller (heute Hauptstraße 6) ein Brand aus, der die ganze Bürgerschaft in solchen Schrecken versetzte, daß sie sich zu einem Votivbild zu Ehren unserer lieben Frau Maria Hilf in der Bahnhofskapelle entschloß (s. Bild). Im Jahre 1835 gingen die Häuser des Handelsmannes Hamberger, des Seifensieders Axthammer, das gemeinsame Haus des Philipp Wörner und Johann Einsiedel, ein Stadel und das Wohnhaus des Christoph Bachmeier in Flammen auf. Es waren die Häuser Nr. 57 bis 61, jetzt Marktplatz 29, 31 und 33. Die alten Häuser standen zum Teil vorne bis zum Straßenabhang. Beim Wiederaufbau wurde eine neue Baulinie gezogen, so daß die heutige Lage der Häuser noch einen Straßenzug auf der Anhöhe übrig läßt.

lm Jahre 1837 brannten auch die Häuser des Bäckers Seemüller zum Nöhaider, des Schreiners Ebenhöch und des Metzgers Sedlmeier zum Kögl ab. Es waren dies die Hs.-Nrn. 23 bis 26, jetzt Marktplatz 40, 42 und 44.

Eine der größten Brandkatastrophen ereignete sich im Jahre 1865. Insgesamt 26 Häuser fielen damals dem rasenden Feuer zum Opfer, das im Stalle des Eglauer-Schreinerhauses in der Friedhofstraße, jetzt Kirchstraße entstand und sich über den ganzen rechten Häuserblock in der Kirchstraße, Sattlergasse und Marktplatz bis zum Orelli-Kaminkehrerhaus (jetzt Marktplatz 13) hinzog. Der Chronist schreibt hierüber:

“In der denkwürdigen Nacht vom 8. auf 9. Mai des Jahres 1865 brach im Anwesen des Zimmermannes Eglauer Feuer aus, das, gestärkt durch heftigen Ostwind, sich derart rasch ausbreitete, daß nach einem Zeitraum von einer Stunde das Feuer nicht mehr bezwungen werden konnte. Das Flammenmeer hatte schon so großen Umfang angenommen, daß durch brennende, vom Sturm getriebene Schindel plötzlich der ganze Markt gefährdet war. Halfen doch eine seit 6 Wochen anhaltende Hitze und Trockenheit dem Feuer zur raschen Verbreitung, so daß an ein Löschen des Brandes vorerst nicht geschritten, sondern hauptsächlich auf Rettung des Lebens und transportablen Eigentums gedacht werden mußte. Die Kinder des gefährdeten Marktteils wurden zu Bekannten oder aufs Land gebracht. Sogar der im Westen gelegene Stadel des Bierbrauers Barth wurde durch Flugfeuer angezündet und brannte vollständig nieder. Weidenbäume, die am Ufer der Vils angepflanzt waren oder verstreut in den Vilswiesen standen, wurden vom Feuer erfasst und vernichtet. Selbst die Gebäude in Kleinveldcn, Bruck und sogar Hintelsberg wurden vom Flugfeuer bedroht. Obwohl die von allen Seiten herbeigeeilte Hilfe, es waren ca. 17 fremde Spritzen hier, tatkräftig war, so erforderte es doch eine Zeit von nahezu 12 Stunden bis ungefähr morgens 9 Uhr die größte Gefahr der Weiterverbreitung beseitigt war. Besonders viele Kräfte erforderte die Beischaffung des nötigen Wassers für die Spritzen.  Da Saugspritzen damals fast unbekannt waren, mußten die Druckspritzen mit Eimern und dergleichen gespeist werden. Durch die enorme Hitze der fast ringsum brennenden Hauser war auch die Pfarrkirche schon sehr bedroht. Daß es nach Lokalisierung des Brandes noch tagelanger Arbeit bedurfte, bis zur völligen Abräumung der Brandstätte, bedarf wohl keiner näheren Erwähnung. Der Großteil der damals noch vorhandenen hölzernen Häuser wurde bei diesem Brand vernichtet. Zu solchem Ausmaß, wie dieses Feuer damals zu wüten imstande war, wird es heutzutage nicht mehr kommen können, da die Technik der Feuerwehr wesentlich weiter fortgeschritten ist. Ein weiterer Grund gibt auch zur Beruhigung Anlaß, daß die Gebäude feuersicher gebaut werden, das elektrische Licht solche Gefahren fast ganz beseitigt und vor allem die neue Hochdruckwasserleitung den besten Schutz gegen solche Elementargewalt bietet."

Im Anschluß an diesen Großbrand wurde auch das Löschwesen des Marktes auf eine neue Grundlage gestellt. Am 20. Juli des gleichen Jahr es wurde zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr geschritten, der sofort 94 Bürger beitraten. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch den Krieg von 1866 unterbrochen, so daß am 9. März 1868 die eigentliche Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Velden vollzogen werden konnte.

An größeren Bränden sind noch zu nennen die Brandunglücke der Brauereien Obereisenbuchner und Rieger sowie der Brand der Ziegelei und der Burgermühle im Jahre 1937.

Quelle: Festschrift zur 1200-Jahr-Feier, S. 105-108

 

Votivbild zum Brand von 1785 beim Kurzmiller Bräu. aus: 1200-Jahr-Festschrift, S. 107
Votivbild zum Brand von 1785 beim Kurzmiller Bräu. aus: 1200-Jahr-Festschrift, S. 107