Johannisstift und Krankenhaus

Mit Schenkungsbrief vom 23. Juli 1832 erklären sich die Handelsmannscheleute Johann Nepomuk und Katharina Hambergcr bereit, der Gemeindeverwaltung Velden ihr am 19. Mai 1830 erkauftes Wohnhaus Nr. 8, neu 90, jetzt Schuberteck 9, mit angrenzendem Garten, dazu ihren Gemeindeanteil in der Viehweide mit 40 Dezimalen als neues Krankenhaus kostenlos zur Verfügung zu stellen. Es sollte das bisherige, sehr baufällige Armenhaus in der Viehweide, das wegen Überschwemmung ohnehin nicht immer erreichbar sei, verkauft werden. Die Gemeinde war über diese Schenkung sehr erfreut und auch von der Regierung wurde diese großzügige Schenkung sehr begrüßt und genehmigt.  Der Landgerichtsarzt in Vilsbiburg begutachtete dieses Gebäude und war ebenfalls der Meinung, daß es sich zu einem geeigneten Krankenhause umbauen und einrichten lasse. Anderer Meinung waren die Bausachverständigen und auch die Nachbarn, die ein Krankenhaus nicht in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft haben wollten. Daraufhin erklärten sich die Hambergischen Eheleute bereit, ein vollständig neues Krankenhaus auf ihre Kosten bauen zu lassen, wenn die Schulverwaltung als Baugrund ihren Gemeindeanteil auf dem sogenannten Raubanger zur Verfügung stelle. Dort sollten dann im Erdgeschoß die Gemeindearmen und im ersten Stockwerk die Kranken untergebracht werden.  Dieser Plan wurde genehmigt und das neue Krankenhaus unter Hs.-Nr. 155 l/2, neu 133, jetzt Bahnhofstraße 40, im Jahre 1833 gebaut. Die Übergabe an die Gemeindeverwaltung erfolgte am 28. Juli 1834. Das Haus in einem hübsch angelegten Garten hatte im Erdgeschoß 5 Zimmer und eine Küche, im ersten Stock 6 Zimmer. Die ärztliche Betreuung der Krankenhausinsassen wollte der Magistrat dem Landarzt Freysinger auf die Dauer von 5 Jahren übertragen, der sich bereit erklärt hatte, während dieser Jahre seine ärztliche Hilfe ohne alle Vergütung zu leisten. Das Landgericht Vilsbiburg war jedoch damit nicht einverstanden und übertrug diese Tätigkcit dem seit einigen Monaten in Velden ansässigen prakt. Arzt Dr. Maurer. Zwischen beiden kam es natürlich mehrfach zu Differenzen, da der Landarzt Freysinger mit Genehmigung des Magistrats weiterhin die Armen im Erdgeschoß betreute. Als Arzt folgte später bis 1860 Dr. Patr. Ast.

Auf höheren Befehl wurde schließlich das Lokalkrankenhaus in Velden 1862/1863 in ein Distriktskrankenhaus umgewandelt und die Gemeinden Felizcnzell, Wurmsham, Pauluszell, Ruprechtsberg, Eberspoint, Vilslern, Neufraunhofen, Baierbach und Babing in diesen Krankenbezirk einbezogen.  Dafür hatten die Gemeinden bzw. die dort ansässigen Dienstboten, Gesellen usw. einen vierteljährlichen Pflichtbeitrag zu leisten. Die ärztliche Betreuung war in den Händen von Dr. Joseph Rauscher, de r seit 1860 in Velden ansässig war. Die Verwaltung des Krankenhauses und die Versorgung der Kranken wurde mit Regierungsentschließung vom 4. September 1864 den barmherzigen Schwestern übertragen. Natürlich waren deshalb auch noch einige bauliche Veränderungen zur Unterbringung der Schwestern notwendig. Die Übernahme des Krankenhauses konnte deshalb erst mit  Vertrag  vom  27. Februar 1866 bzw. am 12. Juli 1866 erfolgen.

Als Herr Dr. Joseph Rauscher im Jahre 1866 zum Militär eingezogen wurde, übernahm der prakt. Arzt Dr. Heglauer von Vilsbiburg die Stellvertretung und kam am Dienstag und Freitag nachmittags nach Velden. Am 17. Januar 1867 genehmigte das Kapitel des St. Johannis-Vereins in München einen Zuschuß von 500 Gulden zur Unterstützung des Krankenhauses in Velden. Der Arzt Dr. Rauscher ist 1874 nach Griesbach verzogen, später wirkte Dr. Brux; 1904 kam Dr. Hartmann und im gleichen Jahr als sein Nachfolger der prakt. Arzt Jung.

Wegen großen Platzmangels begannen bereits 1904 die Verhandlungen wegen Erbauung eines neuen Distriktskrankenhauses in Velden. Im Jahre 1907 wurde mit dem Bau begonnen. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Architekt Georg Buchberger von Landshut. Laut Notariatsurkunde vom 4. Juni 1908 wurden von Frau Ursula Neumeier die Grundstücke Plan-Nr. 629 1/2 a zu 0,479 ha und Plan­ Nr. 629 1/2 b zu 0,030 ha um den Preis von 3000 Mark zum Bau des Distriktskrankenhauses verkauft. Die Arbeiten waren folgenden Firmen übertragen worden: Erd- und Maurerarbeiten an Baugeschäft A. Ernst in Landshut, Zimmermannsarbeiten an Alois Wallner in Velden, Spänglerarbeiten an Alois Lehrmann in Velden, Blitzableiteranlagen an Heinrich Horn in Velden, Schreinerarbeiten an Georg Gaulinger in Velden, Anton Frank in Vilsbiburg, Alois Wallner in Velden und Heinrich Hinterholzner in Achdorf, Schlosserarbeiten an Zacharias Diringer in Velden, Glaserarbeiten an Vinzenz Beer in Vilsbiburg, Malerarbeiten an Georg Kurzmiller und Anton Fränzl in Velden und kleinere Posten an  weitere  Firmen.  Die Gesamrkosten beliefen sich auf rund 100.000 Mark. Der Neubau konnte am 26. November 1908 vom Distrikt übernommen werden.

Die ärztliche Betreuung der Kranken wurde in die Hände von Dr. Hans Sturm, geboren am 5. Juli 1876, gelegt, der am 1. August 1904 von München nach Velden zugezogen war.

Das alte bisherige Distriktkrankenhaus kam wieder in den vollen Besitz der Marktgemeinde Velden, nachdem dem Distrikt für den Verzicht auf das Benüzzungsrecht eine Abfindung von 7000 Mark bezahlt worden war. Im Dezember 1908 wurde es in ein Pfründer- und Armenhaus „St. Johannes-Stift " umgewandelt und unter die Verwaltung bzw. Betreuung von zwei barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in München gestellt, die bisher dort bereits gewirkt hatten. Am 5. Mai 1909 wurden neue Statuten über die Aufnahme in das St. Johannes-Stift und die Hausordnung aufgestellt und am 5. Dezember 1917 erneuert.