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Sitzungsarchiv Markt Velden

Viele Themen gesammelt in zwei Jahren

Zweieinhalb Jahre – so lang fand in der Marktgemeinde keine Bürgerversammlung mehr statt.

Coronabedingt hatte die Regierung Ansammlungen von so vielen Bürgern lange für nicht mehr statthaft erklärt. Doch am vergangenen Mittwoch fand im Gasthaus Putz wieder eine Bürgerversammlung statt und angesichts der langen Zwangspause hatte Bürgermeister Ludwig Greimel entsprechend viel zu berichten. Im Mittelpunkt standen dabei die Planungen für die Umgestaltungsarbeiten im Marktzentrum, die Sanierung der Kläranlage und der Neubau von Rathaus, Bürgersaal und Zahnarztpraxis über dem bestehenden Parkdeck.

Es war ein wenig wie bei einem Familienfest, wo man sich nach langer Pause wieder sieht: Es gibt viel zu erzählen. Das betraf vor allem Bürgermeister Ludwig Greimel, der in einem ausführlichen Vortrag die Bürger im Gasthaus Putz über alles informierte, was seit der letzten Bürgerversammlung im November 2019 für die Kommune wichtig war. Die Bürger selbst hatten weniger Gesprächsbedarf, Wortmeldungen drehten sich um den Bikepark und die Parkplatzsituation im Markt (siehe nachstehend).

Ausgehend von der finanziellen Situation des Marktes Velden, der für das Jahr 2022 einen Rekordhaushalt mit 37 Millionen Euro verabschiedet hat, erläuterte der Bürgermeister den Stellenwert großer Investitionen im Zahlenwerk. So umfasse der Haushalt allein sechs Millionen Euro geplante Kreditaufnahme für die notwendige Sanierung der Veldener Kläranlage, die an die steigenden Einwohnerzahlen angepasst werden muss. „Diese Schulden fließen über die Abwassergebühren innerhalb der nächsten 20 Jahre wieder in die Kasse des Marktes“, erläuterte Greimel. Fertig sein soll die Kläranlage bis Ende 2023, allerdings werde man beim Budget wohl 1,5 Millionen Euro über den zunächst angepeilten sechs Millionen liegen. Ein Problem sei generell die Materialbeschaffung: „Manche Sachen bekommt man überhaupt nicht mehr.“

BRZ soll noch heuer bezugsfertig werden

Der Vermögenshaushalt des Marktes umfasst für das Jahr 2022 13,038 Millionen Euro, ein guter Teil davon ist für Baumaßnahmen verplant. „Seit 2019 haben wir allein ein Finanzvolumen von 26,226 Millionen Euro für Baumaßnahmen, mit denen wir uns beschäftigen, im Haushalt“, rechnete der Bürgermeister vor.

Beim BRZ (die Abkürzung aus Bürgersaal, Rathaus und Zahnarztpraxis) als zentraler Baumaßnahme liege man insgesamt gut im Zeitplan, wenn auch momentan die Situation wegen Lieferschwierigkeiten etwas kritisch sei. Aber man will den Komplex auf jeden Fall noch heuer bezugsfertig bekommen. An Baukosten nannte Bürgermeister Greimel für Rathaus und Zahnarztpraxis 2,950 Millionen Euro, für den Bürgersaal 2,450 Millionen, wobei man hier 60 Prozent Förderung bekomme. Für den Rathausplatz zwischen den angekauften Bankgebäude und dem BRZ rechne man bei Baukosten von 350 000 Euro mit einer Förderung von 210 000 Euro.

Während das BRZ seiner Fertigstellung entgegensieht, wird ein anderes Projekt im Zusammenwirken mit der Städtebauförderung erst angepackt: Die Umgestaltung ausgewählter Bereiche im Marktplatz. 1,120 Millionen Euro sollen dafür ausgegeben werden, man rechnet mit einer Förderung von knapp 900 000 Euro. Im Zuge dessen wird unter anderem das Gefälle vor dem Alten Rathaus gemildert, indem die Straße etwas angehoben wird.

Auch der Raum um den Brenninger-Brunnen wird neu gestaltet. „Wir hatten die Diskussion über dieses Thema vor vier Jahren, jetzt können wir endlich anfangen“, machte Ludwig Greimel die zeitliche Dimension deutlich. Die Bauarbeiten sollen so gelegt werden, dass das gesellschaftliche Leben möglichst wenig gestört wird. Das gilt auch für die Arbeiten für den „Erlebnisraum Vils“ um den Volksfestplatz und den Postweiher.

Neues Schaltbau-Werk forderte die Verwaltung

Als weiteres Thema mit großer Tragweite für den Markt Velden nannte Bürgermeister Greimel das neue Schaltbau-Werk bei Kreuz an der B 388. „Wir haben viel in Bewegung gesetzt, dass wir den Standort Velden sichern und erweitern konnten.“ Und es sei nicht leicht gewesen, die Bauleitplanung mit dem Ziel eines Produktionsstarts noch im Jahr 2022 in Einklang zu bringen. Es wurde auch auf die rund 720 000 Euro für die neue Abbiegespur von der Bundesstraße zum Werk hingewiesen, die zunächst einmal die Kommune bezahlt habe. Greimel warb für diese Lösung und die damit verbundene Schließung der bisherigen Auffahrt zur B 388, denn die Alternative wäre es seinen Worten nach gewesen, den Verkehr vom und zum Werk durch die kleine Ortschaft Kreuz zu leiten.

Hohe Kosten im Umfang von rund 9,4 Millionen Euro schultert die Marktgemeinde auch zunächst einmal in Sachen Breitband-Ausbau, allerdings sind auch hier hohe Förderquoten in Aussicht gestellt. Mit der Fertigstellung rechne man bis Ende 2023, so Greimel.

Zukunft der Wohngebiete - Einfamilienhaus nicht mehr wichtigste Bauform

Ein Thema, das viele Bürger betrifft und interessiert, ist die Ausweisung von Bauland. Dazu erläuterte Bürgermeister Ludwig Greimel im Zuge der Bürgerversammlung, dass man im geplanten Baugebiet Kornfeld-Erweiterung nur noch eine geringe Zahl an Einfamilienhäusern vorgesehen habe. Stattdessen stünden im Zentrum des Neubaugebiets drei Geschoßwohnungsbau-Komplexe mit 28, 32 und 36 Wohnungen, die man schrittweise realisiere. Im Baugebiet Forsteracker-Erweiterung in Vilslern habe man noch eine „klassische“ Aufteilung in Einfamilienhäuser gehabt. Aber der Trend gehe in eine andere Richtung, so Greimel: „Soweit der Bau von Einfamilienhäusern noch möglich ist, werden die Parzellen kleiner.

“Hinter dem Feuerwehrhaus in Velden, also in direkter Nachbarschaft der Kornfeld-Neubaugebiete und der bestehenden Wohnbebauung, entsteht ein neues „Sondergebiet Einzelhandel“ mit einem Vollsortiment-Supermarkt, einem Discounter und einer Drogerie, kündigte Bürgermeister Greimel an. Der Betrieb dort solle Mitte 2024 aufgenommen werden. Die entsprechende Erschließungsstraße für die Parkplätze und die Geschäfte könne man dann auch nutzen für eine mögliche weitergehende Erweiterung der Bebauung am Kornfeld, wurde diesbezüglich außerdem noch angekündigt.

Anfragen - Welche Themen die Bürger beschäftigten

Zwar reichte die Besucherzahl bei der Bürgerversammlung im Gasthaus Putz am vergangenen Mittwoch nicht an die gewohnten Standards der Zeit vor der Pandemie heran, aber einige Themen brachten die Bürger doch zur Sprache.

So wurde nachgefragt, was es mit einem Parkplatz-Projekt am alten Fußballplatz in Velden auf sich habe. Dazu erläuterte Bürgermeister Ludwig Greimel, dass der Bau von Parkplätzen an dieser Stelle geplant sei, der alte Fußballplatz bleibe dabei unverändert. Man wolle damit gebührenfreie Langzeit-Parkplätze schaffen, im Parkhaus an der Jahnstraße sei das nicht möglich. Beim ebenfalls vorgebrachten Problem zugeparkter Straßen in Wohngebieten musste Greimel einräumen, dass der Gemeinde dabei teils rechtlich die Hände gebunden seien. Für das Gehsteig-Parken im Zentrum äußerte der Bürgermeister keinerlei Verständnis: Immerhin verfüge man im Parkdeck jetzt über 90 zentrumsnahe Parkplätze, die zwei Stunden kostenfrei nutzbar seien. Die Verkehrsüberwachung achte mittlerweile auf das Parkverhalten im Zentrum – wer sein Auto auf dem Gehsteig abstelle, müsse mit einem Strafzettel in Höhe von 55 Euro rechnen.

Nachdem schon beim Park-Thema der eine oder andere emotionale Zwischenton zu vernehmen war, setzte das Thema „Bikepark“ hier noch eins drauf. Bürgermeister (und Markträte) wurden mit der Kritik konfrontiert, man habe den geplanten Bikepark „versemmelt“ und nicht umgesetzt. Dies wies Ludwig Greimel zurück. Der vorgesehene Standort an der Landshuter Straße hinter der Tankstelle sei vom Wasserwirtschaftsamt nicht genehmigt worden. Allerdings seien die Fördergelder mit diesem Standort verknüpft gewesen. „Der Bikepark ist nach wie vor genehmigt, wir suchen aber nach einem Alternativ-Standort“, erläuterte der Bürgermeister, dass das Thema keineswegs endgültig vom Tisch sei.

Quelle: Vilsbiburg Zeitung Lokalteil Velden vom 17.05.2022

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