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Sitzungsarchiv Markt Velden

Kläranlage wird neu – aber teurer als geplant

Bürgermeister Ludwig Greimel mit Alexander Hetzel
Bürgermeister Ludwig Greimel mit Alexander Hetzel

Der Markt wächst, auch in den Ortsteilen werden die Einwohner mehr – das wirkt sich auf die notwendige Infrastruktur der Marktgemeinde aus. Um die örtliche Kläranlage zukunftssicher umzubauen will der Markt in den kommenden Jahren einen Millionenbetrag investieren. Am vergangenen Mittwoch wurden die aktuellen Planungen für den Um- und Neubau der Kläranlage im Marktgemeinderat vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass man statt der ursprünglich berechneten vier Millionen Euro mit Kosten von knapp fünf Millionen Euro rechnen muss.

Als zuständiger Fachplaner stellte am Mittwoch Dr. Ralf Mitsdoerffer von der Firma GFM Bau- und Umweltingenieure den Markträten vor, wie die Veldener Kläranlage fit gemacht werden soll für die Zukunft. Dass das überhaupt notwendig ist, begründete Mitsdoerffer zum einen mit der Einwohnerentwicklung, zum anderen mit den technischen Grenzen, an die die aktuelle Veldener Kläranlage mittlerweile stoße. Laut dem jüngsten Betriebs-Bescheid von 2004 sei die Anlage auf 7000 Einwohnerwerte ausgelegt. „Sie ist an der Belastungsgrenze angelangt, für weitere Anschlüsse gibt es keine Reserven mehr“, machte der Planer deutlich. Allerdings wird gerade das in der Zukunft mit dem Anschluss weiterer Ortschaften angestrebt. Auch die wasserrechtlichen Grenzwerte würden in manchen Bereichen bereits überschritten, der Ammonium-Wert liege zeitweise über der festgelegten Grenze. „Die Anlage kann man auch nicht mehr ertüchtigen, sie muss neu gebaut werden“, machte Mitsdoerffer deutlich.

„Nachhaltige Planung“

Neu geregelt werden müsse dabei auch die Behandlung des Klärschlamms. Dieser werde gegenwärtig noch von Landwirten abgeholt und als Dünger auf den Feldern ausgebracht. Rechtlich sei diese Vorgehensweise aber ohne Zukunft. „Der Klärschlamm muss thermisch verwertet werden“, informierte der Planer die Mitglieder des Marktgemeinderates.

Weil bei der Kläranlage in ihrer heutigen Form die Beckengeometrie ungünstig und die für die Reinigung des Abwassers wichtige Belüftung wenig effektiv sei, müsse man die komplette Anlage den heutigen Erfordernissen entsprechend anders gestalten. Neu gebaut werden sollen deshalb ein Belebungsbecken und ein Nachklärbecken, auch eine Einrichtung zur Ausfällung von Phosphat wird im Zuge dessen in den Klärprozess integriert. Die vorgestellten Planungen sehen außerdem den Neubau eines Maschinenhauses vor, auch die mechanische Reinigung als erste Stufe der Wasserbehandlung in der Kläranlage soll auf eine technologisch zeitgemäße Basis gestellt werden. „Damit haben wir eine nachhaltige Planung, es wäre sogar Platz für ein weiteres Nachklärbecken, falls das notwendig werden sollte“, machte Dr. Ralf Mitsdoerffer deutlich. Aber auch so habe die Anlage künftig eine Kapazität von 15 000 Einwohnerwerten.

Länger hielt man sich bei der Vorstellung der Kläranlagen-Neubauplanung bei der Frage auf, wie künftig mit dem anfallenden Klärschlamm verfahren werden soll. In Absprache mit dem Veldener Kläranlagen-Leiter hatte Planer Mitsdoerffer hier verschiedene Varianten für den künftigen Betrieb ausgearbeitet. Die erste würde vorsehen, die pro Tag anfallenden rund 53 Kubikmeter Klärschlamm fünf Prozent einzudicken und danach zur Kläranlage Landshut zur weiteren Entsorgung zu fahren. Eine weitere Variante sieht eine 20-Prozent-Eindickung vor, den Schlamm könnte man danach verbrennen. Durch die Reduzierung des Schlamm-Volumens würde eine geringere Lagerkapazität benötigt, auch die Transportkosten für die Fahrt zur Verbrennungsanlage wären entsprechend geringer. Noch mehr Wasser könnte man dem Klärschlamm durch den Einsatz eines Dekanters entziehen, wofür man ja in Vilsbiburg zwei Spezialfirmen in der Nachbarschaft habe, wie argumentiert wurde. Die höheren Kosten für die Technik würden sich hier durch die weitere Reduzierung des Klärschlamm-Volumens und nochmals sinkende Transportkosten wieder ausgleichen, wurde dazu ausgeführt. Nachdem in Straubing derzeit eine Verbrennungsanlage für Klärschlamm entstehe, sei auch die Entsorgung dieses Materials insgesamt gesichert, wurde in der Sitzung noch angefügt.

Knapp fünf Millionen

Auch die voraussichtlichen Kosten für das Projekt wurden am Mittwoch angesprochen. Dabei wurde deutlich, dass man mit der bei der ersten Vorstellung des Vorhabens prognostizierten Summe von rund vier Millionen Euro nicht hinkommen werde. Etwa 4,9 Millionen Euro werde der Neubau der Kläranlage kosten, rechnete Ralf Mitsdoerffer den Räten vor. „Man kann mit dieser Planung gut leben“, meinte dazu Bürgermeister Ludwig Greimel und schlug vor, auf dieser Grundlage weiterzuarbeiten. Einen Baubeginn peilt man im Frühjahr 2021 an, die Fertigstellung der neuen Anlage Ende 2022. Während der Bauphase soll die bestehende Kläranlage weiterlaufen, so dass es keine Betriebsunterbrechungen geben werde, wurde noch erläutert.

Zu Beginn der Sitzung war noch ein neues Mitglied offiziell ins Gremium aufgenommen worden: Alexander Hetzel war in der CSU-Fraktion nachgerückt, nachdem Marktrat Jakob Oßner sein Amt niedergelegt hatte. Die Monate bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode im April 2020 wird Hetzel auch die bisherigen Ausschuss-Sitze von Jakob Oßner übernehmen.

Quelle: Vilsbiburger Zeitung - Lokalteil Velden vom 05. November 2019

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