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Sitzungsarchiv Markt Velden

Handlungsbedarf in Sachen Kläranlage

Größere Investitionen stehen der Marktgemeinde in Sachen Abwasserreinigung ins Haus: Die Kläranlage hat zwar in ihrer bestehenden Form gerade noch ausreichende Kapazitäten, allerdings kann man mit der Anlage künftig geforderte abwassertechnische Werte nicht mehr einhalten. Der generelle Wille zur Erneuerung der Technik wurde vom Marktgemeinderat bereits in der Vergangenheit bekräftigt. Im Rahmen der jüngsten Sitzung wurden erste planerische Überlegungen vorgestellt, um die Veldener Kläranlage zukunftssicher zu machen.

Wenn der Bürger die Klospülung drückt, dann ist für ihn die Sache zunächst einmal erledigt. Für die Kommune fangen die Herausforderungen damit erst an. Die gesammelte Abwassermenge von mehreren tausend Gemeindebürgern zu reinigen, erfordert umfangreiche technische Einrichtungen. Die Veldener Kläranlage ist diesbezüglich schon etwas in die Jahre gekommen, außerdem erreicht sie mit dem geplanten Anschluss von Niederbayerbach und Neufraunhofen mittelfristig die Obergrenze ihrer Kapazität. Wie man die Anlage fit machen kann für die Zukunft, erläuterte am vergangenen Mittwoch den Räten Dr. Ralf Mitsdoerffer von GFM Bau- und Umweltingenieure in München. Dabei machte der Planer zunächst einmal deutlich, dass die Kläranlage aktuell mit 6000 Einwohnerwerten (EW – eine Meßgröße für die Leistungsfähigkeit einer Kläranlage) belastet sei, ausgelegt sei sie auf 7000 EW. Die Bausubstanz bezeichnete Mitsdoerffer als „zufriedenstellend“, der Energieverbrauch sei relativ hoch. Als echtes Problem sah es der Fachmann jedoch, dass man in den Sommermonaten die gesetzlich geforderten Ablaufwerte beim Stickstoff nicht mehr sicher einhalten könne. „Es muss etwas getan werden“, lautete deshalb der Ratschlag an die Kommune. Problemfelder bei der aktuellen technischen Auslegung der Veldener Kläranlage seien die jeweils flachen Bauweisen von Nachklär- und Belebungsbecken, was einen verminderten Sauerstoffeintrag und gleichzeitig hohe Energiekosten mit sich bringe.

Bei den eingesetzten Belüftern zeige sich die gleiche Problematik, so Mitsdoerffer. „Da haben sie einen hohen Energieverbrauch bei schlechter Leistung“, brachte er es auf den Punkt. Vor diesem Hintergrund schlug er den Austausch weiter Teile der Maschinentechnik vor, unter anderem der Belüfter, außerdem einen Neubau der Schlammentwässerung. Einen Umbau der bestehenden Klärbecken, um dort mehr Tiefe zu erreichen, hielt der Planer nicht für sinnvoll. „Wir wissen auch gar nicht, ob das von der Baustatik her möglich wäre.“ Generell sprach sich Ralf Mitsdoerffer für neue Technik statt eine reine Sanierung der bestehenden Anlage aus: „Verfahrenstechnische oder monetäre Vorteile einer Ertüchtigung wurden nicht erkannt“, machte er deutlich.

Ans Herz legte er den Räten einen möglichen mehrstufigen Aus- und Umbau der Kläranlage mit getrennten Becken zur Reinigung des Abwassers. Die bisherigen Klärbecken würden damit außer Betrieb genommen, zwei oder drei Beckenanlagen, aufgeteilt in Belebungsbecken und Nachklärbecken, neu gebaut – je nach angestrebter Kapazität. Mit zwei Bauabschnitten könne man auf diese Weise eine Leistung von bis zu 9000 Einwohnerwerten erreichen. Hierfür prognostizierte Dr. Ralf Mitsdoerffer Kosten von knapp vier Millionen Euro. Peile man den aus insgesamt vier Bauabschnitten bestehenden Endausbau auf 15 000 Einwohnerwerte an, sei dafür mit etwa 5,525 Millionen Euro zu rechnen.

Auf eine besondere Problematik beim Ausbau über 9000 EW hinaus wies der Planer noch hin: Damit sei dann eine andere Behandlung des Klärschlamms verbunden. Dies erfordere es, den Schlamm an die Stadt Landshut zur weiteren Behandlung weiterzugeben. Dieser Schlamm-Abtransport müsse verhältnismäßig oft und zeitnah erfolgen. „Sonst bekommen sie da eine Geruchsbelästigung“, warnte er.

Bürgermeister Ludwig Greimel machte deutlich, dass man bei der Veldener Kläranlage durch die geplante Aufnahme des Abwassers aus Niederbayerbach und Neufraunhofen relativ kurzfristig mit 1300 EW zusätzlich rechnen müsse. „Wir sollten also von vornherein mit 9000 Einwohnerwerten kalkulieren. Damit dürften wir dann auch langfristig auf der sicheren Seite sein“, prognostizierte Greimel. Marktrat Ludwig Höfelschweiger fragte nach, wie denn der zeitliche Rahmen der Umbaumaßnahmen aussehen könnte. Dazu führte Ralf Mitsdoerffer aus, dass man unter Berücksichtigung aller Vorlaufzeiten wohl 2021 mit dem Bau beginnen könnte, wenn man jetzt in die Planung einsteige. Im Jahr 2023 wäre dann alles fertig. Zu diesem Zeitplan meinte Bürgermeister Greimel, dass man nach aktuellen Prognosen mit der gegenwärtigen Anlage noch bis 2022 zurechtkomme. Gleichzeitig machte er deutlich, dass man mit der vorgestellten Konzeption nunmehr eine Grundlage habe, auf der man vernünftig weiterplanen könne.

Bauanträge und Zuschüsse - Nicht alle Anträge wurden genehmigt

In Stockham ist ein Offenstall samt Mistlagerplatz geplant, wie in der Sitzung ausgeführt wurde. Bürgermeister Ludwig Greimel machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass das Bauvorhaben bereits begonnen worden sei und die Planungen nachträglich vorgelegt worden seien. Ein Problem gebe es damit, dass die Abstandsflächen nicht eingehalten seien, was der Bauordnung widerspreche. Vor diesem Hintergrund wurde vom Marktgemeinderat das Einvernehmen zum Bauvorhaben verweigert.

Ebenfalls in Stockham ist der Neubau eines Einfamilienhauses geplant. Das entsprechende Grundstück liegt teilweise im Bereich der Außenbereichssatzung, wie erläutert wurde. Nachdem die Planung so ausgeführt sei, dass der Großteil des geplanten Gebäudes im Satzungsbereich liege, könne man das Einvernehmen erteilen, meinte dazu der Bürgermeister. Dem schloss sich der Marktgemeinderat an.

Auch der geplante Neubau eines Gebäudekomplexes auf dem ehemaligen Ruga-Gelände in Velden passierte ohne Probleme das Gremium. Acht Wohneinheiten sollen mit dem Vorhaben geschaffen werden, auch eine Tiefgarage ist vorgesehen. „Das entspricht dem, was wir unter flächenoptimierter Wohnbebauung fordern“, kommentierte Bürgermeister Greimel den Bauantrag.

Mehrere Zuschussanträge wurden vom Gremium ohne große Debatte befürwortet. So bekommt das Cimbernkuratorium für die Feierlichkeiten anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im September 2000 Euro Finanzspritze. Bei der Erstellung eines Ortsnamenbuches für den Altlandkreis Vilsbiburg hilft der Markt Velden ebenfalls mit einem Zuschuss. Der Musikverein Velden hat für rund 7000 Euro neue Instrumente beschafft, der Markt Velden steuert hier einen Zuschuss von 20 Prozent bei.

Informiert wurden die Marktgemeinderäte noch darüber, dass das Veldener Schulgebäude einen Aufzug bekommen wird, um den barrierefreien Zugang zu sichern. Wie Bürgermeister Ludwig Greimel erläuterte, soll die Anlage als Außenaufzug im Pausenhof realisiert werden. „Ein innenliegender Aufzug wäre zu aufwändig gewesen“, fügte Greimel an. Informiert wurde auch darüber, dass ab sofort im Markt die Kommunale Verkehrsüberwachung unterwegs ist. Parksünder müssen sich in den ersten beiden Wochen noch nicht vor Strafzetteln fürchten. „Zunächst werden nur Hinweiszettel verteilt“, machte der Bürgermeister deutlich. Danach ende allerdings die Schonzeit.

Quelle: Vilsbiburger Zeitung – Lokalteil Velden vom 09. März 2019

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