Sitzungsarchiv Markt Velden
Andreas Strobl stellte im Marktgemeinderat das Konzept der Nahwärmeversorgung vor
Bei der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats wurde die geplante Nahwärmeversorgung für die Erweiterungen des Baugebiets am Kornfeld vorgestellt. Für die Marktgemeinde sei es selbstverständlich, sagte Bürgermeister Ludwig Greimel, dass sie sich bei der Planung der neuen Siedlungen dem Zeitgeist anpasse und flächensparend und umweltverträglich vorgehen werde.
Ein wichtiger Aspekt beim Thema Klimaschutz ist das Thema Heizen. Denn es macht schon einen Unterschied, ob die neuen Häuser und Wohnungen mit importiertem Öl oder Gas beheizt werden oder mit heimischen Hackschnitzel. Diese Überlegung der regionalen Wertschöpfung beim Brennstoff stellte auch Andreas Strobl, Juniorchef der Firma Heizung Solar Strobl in See, seiner Projektpräsentation voran. Darüber hinaus spräche auch die seit zehn Jahren zu beobachtende Preisstabilität für Hackschnitzel, während die Kosten für Öl und Gas und die Preise für Holzpellets, die sich daran orientieren, im gleichen Zeitraum erhebliche Preisschwankungen aufgezeigt hätten.
Strobl zeigte den Gemeinderäten auch auf, wie die Nahwärmeversorgung technisch funktioniert. Von der Heizzentrale, die in absehbarer Zukunft auch zur Produktion von Strom genutzt werden könne, werde das erwärmte Wasser über ein Leitungsnetz zu den Haushalten gepumpt. Das Konzept von Strobl sieht vor, dass in jedem Haus ein Pufferspeicher von 800 oder 1000 Litern steht: „Das hat mehrere Vorteile: Einmal, dass im Haus dadurch eine hohe Versorgungssicherheit herrscht, zum Zweiten, dass in Stoßzeiten – etwa am Morgen – nicht die komplette Wärmeleistung über die Leitung fließen müsse: „Sonst bräuchte man sehr große Leitungsquerschnitte, die in Schwachlastzeiten aber hohe Wärmeverluste erzeugen.“
Bei der Wärmeübergabestation im Haus endet der öffentliche Teil der Wärmeversorgung. Diese wird vom heißen Wasser durchströmt und übergibt die Wärme an das Wasser des Heizkreislaufs im Haus. Beim Wärmeübergabepunkt ist ein Wärmemengenmesser integriert, und am Jahresende wird die tatsächlich verbrauchte Energie abgerechnet. Der Hausherr sei dabei nur für den Teil seiner Heizung zuständig, der nach dem Übergabepunkt die Wärme im Haus verteilt. Denn das Nahwärmesystem habe den Vorteil, so Strobl, dass sich die angeschlossenen Haushalte um ihre Heizung kaum noch kümmern müssen: Öl- und Gaskosten, Wartung, Schornsteinfeger, Reparaturen oder ein Heizungsneubau nach 20 Jahren Laufzeit – all das entfalle. Gegenrechnen muss man allerdings die Wärmeverluste auf der Strecke, die Teil des Wärmepreises sind.
Die einmalig anfallenden Anschlusskosten umfassen die Verlegung der Wärmeleitung von der Straße bis zur Montage der Übergabestation. Dazu komme noch ein Baukostenzuschuss. Als wiederkehrende Kosten nannte der Heizungsfachmann die Grundgebühr, den Messpreis (mit dem der gesetzlich vorgeschriebene Tausch des Wärmemengenmessers im Fünf-Jahres-Turnus finanziert wird) und den tatsächlichen Wärmepreis. Auch wenn Strobl bei den Anschlusskosten einen Betrag von brutto rund 14 000 Euro in den Raum stellte, wies er darauf hin, dass dieser Betrag bestenfalls zu einer Orientierung reiche. Diese Summe hänge sehr stark von möglichen Zuschüssen ab, mit denen die etwaige Nutzung von regenerativen Energieformen gefördert werde.
Und noch etwas macht Strobl deutlich: „Je mehr mitmachen, umso günstiger wird das für alle.“ Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung könne man aber erst machen, wenn die Teilnehmerzahl fest stehe. Als nächster Schritt soll nun eine unverbindliche Informationsveranstaltung für alle Interessenten abgehalten werden.
Andreas Strobl wies schließlich noch darauf hin, dass das Heizungsbauunternehmen bereits seit 2014 im Umkreis des Firmensitzes ein kleines Nahwärmenetz mit acht Abnehmern zuverlässig betreibt. Aktuell würde für die Bürgerenergiegenossenschaft Eching eine Nahwärmeversorgung geplant und installiert. „Man sieht also“, so Bürgermeister Greimel, „dass wir in der Gemeinde einen leistungsfähigen Partner hätten“.
Quelle: Vilsbiburger Zeitung - Lokalteil Velden vom 21.01.2022