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Erfolgreiches Bürgerforum Ortsentwicklung in Velden

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Bürgermeister Ludwig Greimel eröffnete den 2. Städtebautag in der gut gefüllten ehemaligen Wohnstube des alten Sedlmeier-Hauses kurz nach 10.00 Uhr mit der Begrüßung der Gäste. Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer, die als Veldenerin der Einladung zum Städtebautag sehr gerne gefolgt ist und die Entwicklungen in ihrem Heimatort interessiert beobachtet, zeigte sich erfreut über die Ortsentwicklung und lobte die bisher geleistete Arbeit. Ihre Bundestagskollegen aus dem Norden, die sie durch ihr Schwärmen über ihre Heimat schon ganz neugierig auf die niederbayerische „Perle des Vilstals“ gemacht habe, würde sie sehr gerne einmal nach Velden einladen, erzählt sie schmunzelnd, doch leider fehle es an einer adäquaten Herberge im Ort. Eine Pension oder ein kleines Hotel, so Bauer, sei nicht nur für die touristische Entwicklung des Marktes eine Notwendigkeit. Da zwischenzeitlich fast 60% der Bürgerschaft nicht aus Velden stamme, gäbe es große Probleme, Verwandte und Freunde, die zu Besuch kommen, im Ort unterzubringen  – und „wir wollen doch sicher unsere Besucher nicht dauerhaft nach Taufkirchen, Vilsbiburg, Buchbach oder nach Landshut schicken müssen.“

Warum es in Velden ein Parkdeck braucht, war nach dem kurzen Grußwort des stellvertretenden Landsrats Rudolf Lehner, in dem er die Bedeutung der Städtebauförderung als Chance für die ländlichen Kommunen würdigte und sich erfreut über die Entwicklungen in Velden und insbesondere das Parkdeck zeigte, dann Thema des Vortrags des ersten Bürgermeisters Ludwig Greimel.

In einer knappen Stunde ging er auf die bisherige Parksituation ein und die Notwendigkeit, Parkraum in Form eines Parkdecks zu schaffen, um innerorts eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu erreichen. Während seines Vortrages konnten die Besucher Einblicke in das reich bebilderte und „akribisch geführte“ Bautagebuch zum Parkdeck nehmen und sich über die anfänglichen Hürden und die Baufortschritte der vergangenen Monate informieren. Die Frage, die den meisten Besuchern „unter den Nägeln“ brannte, nämlich die nach der geplanten Parkraumbewirtschaftung, beantwortete Ludwig Greimel eindeutig: Es wird im öffentlichen Parkhaus keine privaten Dauerparkplätze/Stellplätze geben, da es sich um einen steuergeldfinanzierten Bau handele und die Städtebauförderung des Bundes und der Länder, die das Projekt mit 60 Prozent bezuschusst, die Förderung für jeden privat genutzten Stellplatz entsprechend kürzen müsste. Man plane jedoch, die Gebühren für das Parken im Parkdeck moderat zu gestalten und wolle auch Sorge dafür tragen, dass die verbleibenden kurzen Wege zu den benachbarten Ärzten und Therapieeinrichtungen barrierefrei bleiben. Für 1-2 Stunden, also das Kurzparken im Parkdeck, werden – ebenso wie auf den Kurzzeitparkplätzen im innerörtlichen Außenbereich – keine Gebühren anfallen.

Gespaltene Meinungen zum Parkdeck

Die Frage eines Teilnehmers nach der Breite der geplanten Stellplätze im Hinblick auf die Größenzunahme heutiger Fahrzeuge beantwortete der Bürgermeister damit, dass eine maximale Breite von 2,60 m ausreichend komfortabel sei zum Ein- und Aussteigen und er davon ausgehe, dass sich in der Zukunft neben dem Trend zur Großraumlimousine auch die E-Mobilität mit kleinen Fahrzeugen weiterentwickeln würde, die weniger Parkfläche benötigen. Zum Stichwort E-Mobilität gab der Bürgermeister bekannt, dass es im Veldener Parkdeck selbstverständlich auch Ladesäulen für E-Cars geben werde. Im Anschluss an diesen ersten spannenden und für die Bürger informativen Vortrag konnte sich Vertreter aus Politik und Verwaltung bei einer Begehung des Parkdeck-Rohbaus mit der Architektur vertraut machen.

Der Nachmittag des Bürgerforums Ortsentwicklung wurde von einem Grußwort des ebenfalls in Velden geborenen und beheimateten Bundestagsabgeordneten Florian Oßner eingeläutet, der den Focus im Kontext mit dem denkmalgeschützten Veranstaltungsort auf das Thema „Denkmalschutz und Denkmalpflege“ richtete. Viel zu häufig in den letzten Jahren seien Entwicklungen in Kommunen durch Auflagen und Vorschriften der Denkmalpflege behindert worden, die weder von betroffenen Eigentümern und/oder Investoren noch von der Allgemeinheit nachvollziehbar seien. Hier müsse es einen Wandel im Denken geben weg vom Bewahren des Bewahrens wegen hin zum Erneuern mit Herz und Verstand. Moderner Denkmalschutz müsse, so Oßner, eine Sache sein, die sich wirtschaftlich rechnet und eine, die modernes Leben und Arbeiten an historischen Orten ermöglicht. Der Infrastrukturpolitiker betonte, dass der Bund knapp eine Milliarde für die Städtebauförderung in den Ländern und Kommunen zur Verfügung stelle. "Dafür setze ich mich in den Haushaltsberatungen auch künftig intensiv ein." 

Braucht Velden ein Kommunales Denkmalkonzept?

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) ist sich der Kritik, die in den letzten Jahren zugenommen hat, bewusst und bietet Kommunen eine neue Möglichkeit für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit: das sogenannte „Kommunale Denkmalkonzept“, kurz KDK. Da sich der eingeladene Referent Dr. Ongyerth von der obersten Denkmalbehörde kurzfristig hatte entschuldigen müssen, übernahm Bürgermeister Greimel die Präsentation des Konzepts und scherzte: „Dass ich einmal die Rolle des Denkmalschutzes übernehmen würde, hätte ich mir im Leben nicht vorgestellt“ – doch das KDK hat eine Zielsetzung, die sich vertreten lässt. In erster Linie geht es dabei um die städtebauliche Denkmalforschung. Bei dem KDK handelt es sich um ein Kooperationsangebot des BLfD an Kommunen mit hohem Denkmalbestand wie im Markt Velden. Schwerpunktthema des „jüngeren“ Denkmalschutzes (seit 2015) ist das „Bewahren durch Erklären und Unterstützen in Partnerschaft mit den Kommunen“. Wer ein solches kommunales Denkmalkonzept entwickeln lässt, verfügt am Ende über einen Planungsbaustein im Rahmen der Städtebauförderung oder der Dorferneuerung, mit dem sich „vergessene Orte“ auch dadurch verhindern lassen, dass ein Umdenken über das Denkmal als „vererbten Ballast“ hin zum ortsgeschichtlichen und kulturellen „Schatz“ erfolgt. Bürgermeister Greimel begrüßte den strategischen und kooperativen Ansatz des Konzeptes, ließ jedoch offen, ob es ein KDK für Velden geben wird.

Städtebauförderung: Warum es sie gibt, was sie tut und wem sie nützt

So lautete der Impulsvortrag von Michaela Hurle, Baurätin in der Regierung von Niederbayern und „wichtigste Verbündete“ in Sachen Veldener Ortsentwicklung, wie Ludwig Greimel in seiner Anmoderation betonte. Zielsetzung der Städtebauförderung sei es, so Hurle, den ländlichen Raum als Lebens- und Arbeitsumfeld zu stärken. Dies wolle man erreichen, indem die Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum verbessert und die Folgen des wirtschaftlichen und demografischen Wandels bewältigt würden. Als Kernziele der Städtebauförderung nannte die Baurätin das soziale Zusammenleben (Wohnen, Kultur, öffentliche + soziale Einrichtungen), die Aufwertung des öffentlichen Raumes, die Stadtgestalt und Baukultur, die stadtverträgliche Mobilität, die Mitwirkung und Kooperation (partnerschaftliche Zusammenarbeit) sowie das Erreichen bzw. der Erhalt der Funktionsvielfalt und Versorgungssicherheit in Handel, Handwerk und bei den Dienstleistungen.

Michaela Hurle betonte, dass die Städtebauförderung etwas sei, was allen nütze, Bewohnern, Bürgern, Eigentümern, Gewerbetreibenden, Gastronomen, Jung und Alt, Arm und Reich, Familien und Singles – ALLE gemeinsam würden von der Städtebauförderung profitieren und deshalb seien Veranstaltungen wie der seit 2015 einmal jährlich stattfindende Städtebautag wichtig, um die Öffentlichkeit in die Entwicklungen und Planungen einzubeziehen. Zum Schluss ihres Kurzvortrages regte Michaela Hurle mit bereits realisierten Ortsentwicklungsmaßnahmen anderer Kommunen den „Appetit“ der Zuhörer an und versprach, die Marktgemeinde Velden nach Kräften dabei zu unterstützen, ihre ortsspezifischen Ortsentwicklungsziele zu erreichen.

Veldener Marktplatz schönster öffentlicher Parkplatz Niederbayerns 

Bevor die Projektmanagerin Ortsentwicklung, Heike Arnold, ihren Rückblick und Ausblick auf die Ortsentwicklungsprojekte und -maßnahmen präsentierte, ging sie in einer persönlichen Stellungnahme auf die Chancen ein, die aus ihrer Sicht im Zusammenhang mit der Ortsentwicklung vor allem im „Miteinander“ zu finden sei. Die gemeinsame Klammer, das „Herz für Velden“ gäbe es bereits bei vielen Alteingesessenen und vor allem bei Zugreisten und ebenso gäbe es bereits einige Komponenten wie schöne Gebäude und Fassaden, eine interessante Topologie, die sogar Profi-Radfahrer ins Schwärmen bringt, gut ausgebaute Radwanderwege und zahlreiche gut besuchte Feste und Veranstaltungen, die den Markt attraktiv machen. Weil jedoch nach Schul- oder Hortschluss kaum Kinder und junge Eltern im Ortszentrum anzutreffen seien, kaum ein Kind mal im Petersbrunnen spiele und auch ältere Bürger zu wenig Angebot hätten, sich während des Einkaufs oder auf dem Weg zum Arzt auf gemütlichen Sitzgelegenheiten auszuruhen ohne etwas Verzehren zu müssen, wolle man „dem derzeit schönsten öffentlichen Parkplatz Niederbayerns die Chance geben, das zu sein, was ein Marktplatz sein soll – ein Platz des Miteinanders, der Begegnung, der Teilhabe und Freude“, so Heike Arnold.

Wie solch ein „Hoagarten“ für das Miteinander mittendrin aussehen kann, zeigte die Dipl.-Architektin Ulrike Färber vom Büro AGS in München anhand einiger Skizzen der drei Plätze in der Ortsmitte, die entwickelt werden sollen. Dabei ging sie auf die komplexen Anforderungen ein, die vor allem die Ertüchtigung des Marktplatzes mit sich bringe, denn da ginge es nicht allein um die Frage wegfallender Stellflächen oder die Installation eines Marktparketts, sondern vor allem um architektonische Herausforderungen wie unterschiedliche Höhen und Beläge oder die Verkehrssituation an einer Staatsstraße, die bei den städtebaulichen Planungen berücksichtigt werden müssten. „Es soll auch nicht der gesamte Marktplatz umgekrempelt und erneuert werden“, führte die Sanierungsberaterin Veldens aus, „wir wollen die Aufwertung und das Wohlfühlen mit punktuellen Maßnahmen erreichen.“ Am oberen Marktberg, um den Maibaum herum, wird es einen Treffpunkt für Radler geben mit der Möglichkeit an einer digitalen Stele Informationen aus und über den Markt Velden abzurufen, während nebenbei das E-Bike aufgeladen wird. Marktabwärts auf der rechten Seite am Fußweg zwischen dem monumentalen „Apoll“ des in Velden geborenen Künstlerfürsten Georg Brenninger und seines sitzenden „Mädchens“ vis-a-vis der Eisdiele, soll ein „Sitzen und Tafeln“ unter Bäumen ermöglicht und dem Umstand Rechnung getragen werden, dass bei Veranstaltungen wie dem Volksfest-Auszug, dem Radrennen oder anderen Großereignissen wenigstens eine Handvoll „tribunale Sitzplätze“ angeboten werden können. Besonderes Augenmerk bei der Ortsentwicklung in Velden, so Ulrike Färber, sei aus ihrer Sicht auch auf das Brenninger-Freilichtmuseum zu richten, das „ein einzigartiger Schatz“ sei und das man noch besser in Szene setzen und damit in das Bewusstsein sowohl der Veldener als auch auswärtiger Besucher rücken könne. Am Petersbrunnen will sie mit einfachen Sitzblöcken erreichen, dass kleine wie große Besucher den besonderen Klang des Wassers, der dem Künstler so wichtig war, mit allen Sinnen wahrnehmen können, indem sie den Brunnen begehen und auch mal mit dem Wasser spielen können.

Mit diesen positiven Aussichten endete der 2. Veldener Städtebautag bei Sonnenschein mit einem Schlussfoto mit Referenten und Gästen auf den Treppenstufen vor dem Apoll.

Der 2. Tag der Städtebauförderung wird in einer Dokumentation zusammengefasst und auf der Homepage www.aufbruch-velden.de bereitgestellt.

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