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Sitzungsarchiv Markt Velden

Sitzung des Marktgemeinderates Velden vom 05. Oktober 2016 - Pressebericht

Überlegungen rund um eine Waldkindergartengruppe standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates

Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an Betreuungsplätzen für Kinder wollte man sich fundiert darüber informieren lassen, ob in der Gemeinde eine Waldkindergartengruppe eingerichtet werden könnte und ob das Freizeitgelände und der nahe Wald dafür passende Standorte wären. Zwei Mitarbeiterinnen der Kindertagesstättenaufsicht gaben dazu Auskünfte, die sich zusammengefasst als ein „Ja, aber...“ interpretieren ließen. Vor allem machten sie deutlich, dass mit einer Waldgruppe keine Kapazitätsprobleme der örtlichen Kindergartenlandschaft gelöst werden können.

Das Thema Waldkindergartengruppe war in einer der vergangenen Sitzungen des Marktgemeinderates erstmals aufgekommen vor dem Hintergrund, dass die Betreuungskapazitäten an den kommunalen Kindertagesstätten mit dem Bedarf nicht mehr unbegrenzt Schritt halten können. Eine Waldgruppe wäre einerseits eine pädagogische Ergänzung zum bestehenden Angebot, andererseits könnte sie die bestehenden Kindergartengruppen entlasten, so die anfängliche Überlegung. Als möglicher Standort wurde bald das Freizeitgelände in Velden-Viehweide ins Gespräch gebracht, von dem ein größeres Waldareal nicht übermäßig weit entfernt ist. Für das vorgeschriebene Rückzugsgebäude der Waldkinder bei Schlechtwetter wäre auf dem Gelände schon Infrastruktur vorhanden, so die weitere Überlegung.

Um die Frage zu klären, ob das Gelände für die angepeilte Nutzung zur Kinderbetreuung überhaupt geeignet wäre, hatte man am Mittwoch Karin Boerboom und Anja Voerkelius von der Kindertagesstättenaufsicht des Landkreises Landshut in der Sitzung zu Gast. Boerboom konnte dabei auch eine Antwort auf die ursprünglich zentrale Frage des Gremiums mit der Aussage geben, dass wohl nichts dagegen spräche, das Freizeitgelände und den nahen Wald als Ort für einen Waldkindergarten auszuwählen. Allerdings wurde im Verlauf der längeren Debatte und der Ausführungen der beiden Gast-Referentinnen deutlich, dass mit dieser Aussage die spezielle Veldener Problematik noch keineswegs gelöst ist. Karin Boerboom betonte nämlich im weiteren Verlauf der Sitzung, dass ein Waldkindergarten von einer besonderen Klientel in Anspruch genommen werde, bestehende Platzprobleme ließen sich vor diesem Hintergrund damit nicht lösen.

Immer zu zweit im Wald

Wie Boerboom und Voerkelius gemeinsam zuvor in einer Präsentation des pädagogischen Grundgedankens der Waldpädagogik erläutert hatten, lasse sich ein Waldkindergarten am effektivsten in Verbindung mit einem bestehenden Kindergarten betreiben, das gebe mehr Spielraum beim Personal. Bei der Waldgruppe gelte nämlich die Vorschrift, dass nie eine Person allein mit den Kindern im Wald sein dürfe. „Im Prinzip bräuchten wir damit für eine Waldgruppe drei Betreuer, um auch bei Krankheitsfällen oder bei etwaigen Unfällen im Wald keine Probleme zu bekommen“, machte dazu Bürgermeister Ludwig Greimel deutlich. Bei möglichen 15 Kindern stimme dann allerdings der Personalschlüssel nicht mehr – das Landratsamt selbst hatte hier ein Verhältnis von 1:10 zwischen Betreuern und Kindern favorisiert, vorgeschrieben wäre ein Schlüssel von 1:11.

Ebenfalls in der Liste der Voraussetzungen für einen Waldkindergarten steht ein Schutzraum, in den sich die Kinder und ihre Betreuer bei schlechtem oder zu kaltem Wetter zurückziehen können. „Von der Größe her wäre das wie ein etwas abgespeckter Kindergarten-Gruppenraum zu veranschlagen“, machte Karin Boerboom deutlich. Als ungefähren Größenrahmen nannte sie auf Nachfrage aus dem Gremium 40 bis 50 Quadratmeter. Auch Toilettenanlagen müssten dort vorhanden sein. Der Flächenbedarf für den Waldkindergarten in der Natur liege bei etwa sieben Hektar Wald, wie ebenfalls vorgetragen wurde. Mit dem Besitzer seien dann entsprechende Veträge zur Nutzung abzuschließen.

Frage der Prioritäten

Im Gremium gingen die Meinungen über die Perspektiven für eine Waldkindergartengruppe auseinander. Johann Reiter bekannte, dass sich die Idee für ihn gut anhöre. „Auf diese Weise hätten wir einen Puffer, um Engpässe wegzubringen.“ Stefanie Hübl riet dazu, in dieser Sache zunächst nichts übers Knie zu brechen. „Man könnte vielleicht an einen möglichen neuen Kindergarten in Velden eine Waldgruppe anhängen.“ Generell habe die Gemeinde nämlich ohnehin noch einige Hausaufgaben mit dem Ausbau des Kindergartens in Eberspoint zu erledigen. Ähnlich formulierte es Bürgermeister Ludwig Greimel, der eine Waldgruppe als „ergänzendes Angebot sicher für sinnvoll“ hielt. Vorher seien allerdings noch einige andere Punkte auf der Agenda des Marktes.

In den Beratungen hatte sich nämlich nicht nur herauskristallisiert, dass die Fachstelle des Landratsamtes eine Waldgruppe für ungeeignet hält, allgemeine Kapazitätsprobleme bei den Kindergärten vor Ort zu lösen, sondern dass die bestehenden Kindergärten in Velden und Eberspoint auch schon an der Obergrenze des möglichen Wachstums angekommen sind. Zu einer weiteren Vergrößerung des Veldener Kindergartens äußerte sich Karin Boerboom klar negativ, was die Anbindung einer Waldgruppe schon unmöglich machen würde. Der Kindergarten in Eberspoint wird nach der geplanten Erweiterung ebenfalls keinen organisatorischen Raum mehr für eine Waldgruppe bieten, wurde im Rahmen der Beratungen auch deutlich. „Wir werden um einen zweiten Kindergarten in Velden nicht herumkommen“, brachte Bürgermeister Greimel die Erkenntnisse des Abends auf den Punkt. Für einen möglichen Waldkindergarten in Velden oder in einem Ortsteil gelte es zunächst, Standort-, Personal- und Finanzierungsfragen zu klären. „Also sind der Kindergarten in Eberspoint und ein weiterer in Velden die Pflicht, der Waldkindergarten ist die Kür?“ fragte Ruth Pitz-Schmidhuber hier nach, was vom Bürgermeister bejaht wurde.

Im Rahmen der Sitzung am Mittwoch wurde auch noch über zwei Bauanträge abgestimmt, wobei ein Wohnhausprojekt in Eberspoint wegen eines zu hohen Baukörpers nach Meinung der Ratsmehrheit überplant werden muss. Einstimmig genehmigt wurde ein Zuschussantrag des TSV Vilslern zur Sicherung des neu angeschafften Rasenmähertraktors – der alte war nämlich gestohlen worden.

Quelle: Vilsbiburger Zeitung - Lokalteil Velden vom 10. Oktober 2016

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