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Parkplatzerhalt versus Lebendigkeit am Petersbrunnen

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Kontroverse Diskussion beim 3. Tag der Städtebauförderung über die vorgesehenen Vitalisierungsmaßnahmen im Zentrum Veldens. Größte geäußerte Sorge galt wegfallenden Parkplätzen am Marktplatz

Dipl.-Arch. Ulrike Färber erläutert Ideenpaket zur Marktaufwertung, Foto: Heike Arnold
Dipl.-Arch. Ulrike Färber erläutert Ideenpaket zur Marktaufwertung, Foto: Heike Arnold

Mit deutlich weniger Besuchern als zur Parkdeckeinweihung am Vormittag gekommen waren, fand am vergangenen Sonntag in Anwesenheit von Michaele Hurle, Baurätin der Regierung von Niederbayern, dem stellvertretenden Landrat Rudolf Lehner, den Bürgermeistern Ludwig Greimel und Martin Schuster und Mitgliedern des Marktgemeinderates zum dritten Mal das „BÜRGERFORUM Ortsentwicklung“ statt – eine Plattform zur Meinungsäußerung der Veldener Bürger zu den geplanten Ortsentwicklungsmaßnahmen.

Text: Heike Arnold | Ulrike Färber  
Foto: Heike Arnold 

Wohin soll die Reise in Velden gehen?

Welche Aufwertungsmaßnahmen für den außergewöhnlichen Veldener Marktplatz vorgesehen sind, erläuterte Dipl.-Arch. Ulrike Färber vom Büro AGS in München, die zusammen mit der GMA das Integrierte Städtebauliche Ortsentwicklungskonzept (ISEK) und aus dem dort vorgestellten Impulsprojekt ein konkretes Gesamtkonzept zur Marktaufwertung entwickelt hat. Dieser Gestaltungsvorschlag, von der Architektin weiterhin als eine Art „Ideenspeicher“ bezeichnet, wurde im Januar d. J. dem Marktgemeinderat vorgestellt und als Grundkonzept einstimmig angenommen. Von Seiten der Regierung von Niederbayern wurden das Maßnahmenkonzept ebenfalls als stimmig und passend für den Veldener Markt befürwortet.

In drei Bauabschnitten sollen zunächst der untere Marktberg, dann der Marktplatz mit dem Petersbrunnen und zum Schluss der obere Markt in Angriff genommen werden. Für den unteren Marktberg, zu dem auch der Platz mit dem Apoll gehört sind eine Reihe kleinerer Maßnahmen geplant wie: Sitzgelegenheiten am Fußweg zwischen den Freiluftmuseums-Stationen „Apoll“ und „Mädchen mit Taube“. So wurde bereits kurz nach der Installation zweier provisorischer Holzblöcke deutlich, wie groß der Bedarf an Sitzmöglichkeiten ist. Dass diese Blöcke aktuell nicht mit Lehnen ausgestattet sind, was von einem älteren Mitbürger bemängelt wurde, ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um ein Provisorium handelt, mit dem gleichsam „ausgetestet“ werden soll, welche Sitzgelegenheiten wo und mit welcher Ausstattung wie Sitzauflagen, Lehnen etc., als vielfältiges, gestalterisch durchgängiges Angebot im Markt geschaffen werden sollen.

„Wir wollen im Markt Sitzgelegenheiten schaffen für alle Generationen. Junge Leute haben andere Sitzbedürfnisse wie ältere Bürger, deshalb wird es Bänke oder Blöcke mit und ohne Lehnen geben, Sitzstufen und auch höhere Bänke für Senioren. Und wir können uns an der ein oder anderen Stelle auch ein etwas außergewöhnliche Sitzelemente vorstellen“, so Ulrike Färber und Heike Arnold, deren Aufgabe es als Projektmanagerin Ortsentwicklung es ist, zwischen Bedürfnissen der Bürgerschaft und den Zielen der Kommune zu vermitteln.

Als weitere wichtige Maßnahme im ersten Bauabschnitt steht die Aufwertung des Platzes vor dem Café S’Voina an, in dessen Mittelpunkt der „Apoll“ des Künstlers Georg Brenninger steht. Die durch den Buchsbaumzünsler stark in Mitleidenschaft gezogene Hecke, die ihn bislang eingerahmt hat, soll durch eine neue, möglichst vor Wind schützenden Einfassung ersetzt werden, was die gastronomische Nutzung des Platzes nach Rücksprache mit den Café-Betreibern unbedingt erfordert. Der Platz soll einen neuen, – explizit auch für die lokale Gastronomie – benutzerfreundlichen Plattenbelag bekommen. Die Notwendigkeit, weiterhin für Festivitäten ein kleines Zelt verankern zu können, wird bei den Planungen berücksichtigt. Eine Einfassung des Platzes zur Straßenseite hin in Form einer kleinen Sitzmauer soll dem Platz seinen bisherigen „Präsentiertellercharakter“ nehmen und gleichzeitig als Teil einer Art Zuschauertribüne bei Veranstaltungen wie dem Festauszug am/zum Volksfest, dem Radrennen oder Marktlauf genutzt werden können. Ein Teil der Stufen der großzügigen Treppenanlage, die von der Straße aus hoch zum Apoll führt, wird in den Hang hinein verlängert und mit Sitzauflagen versehen. Ob das geplante „Sitzen unter Bäumen“, das zwischen den Bäumen entlang des Fußgängerwegs vorgesehen ist, realisiert werden kann und in welcher Form, wird derzeit gemeinsam vom kommunalen Bauamt und Architektin Ulrike Färber in Abstimmung mit dem Behindertenbeauftragten des Landkreises Landshut geklärt und geplant.

Was passiert mit den Parkplätzen am Marktplatz?

Größer als die Vorfreude auf einen Platz am Petersbrunnen mit mehr Aufenthaltsflächen und -qualitäten –  an dem es Kindern künftig möglich sein wird, im Becken des Petersbrunnens zu plantschen, während sich junge Mütter, Väter oder auch Großeltern auf Sitzblöcken am Brunnen verweilen und/oder sich es im aufgewerteten, erweiterten Außengastronomiebereich  „gut gehen“ lassen –, scheint bei einigen der anwesenden Bürgern die Sorge um den Wegfall von Parkplätzen zu sein. Es sei mobilitätseingeschränkten Patienten, die bisher z.B. vor den Praxisräumen an der ehemaligen Brunnenapotheke parkten, nicht zuzumuten, den Weg vom neuen Parkdeck aus in die Praxen zu Fuß zurückzulegen, hieß es – ein Umstand, der im Marktaufwertungskonzept durchaus Berücksichtigung findet. Dipl.-Arch. Ulrike Färber: „Es sind am Marktplatz mindestens zwei großzügige Parkplätze vorgesehen, die sowohl von Menschen mit Mobilitätseinschränkung (Merkmal „G“), als auch von Eltern mit Kleinkindern genutzt werden können. Die bestehenden Parkplätze vor dem Alten Rathaus, wo es ebenfalls einen Behindertenparkplatz gibt, werden nicht angetastet. Maximal/voraussichtlich werden von den bisher neun Parkplätzen 2-3 wegfallen. Durch eine Drehung der Parkplätze vor der Brunnenapotheke wird das Ein- und Ausparken dort bequemer. Zudem haben wir uns auf Wunsch der Praxen in der Brunnenapotheke mit der Realisierung eines barrierefreien Zugangs auseinandergesetzt und auch bereits mit dem Eigentümer des Hauses über dieses Thema gesprochen. Das Planungsteam will im Zuge der Detailplanung trotz der der beengten Situation und des Gefälles von über 6% die aktuellen „Barrieren“ aufheben.

Öffentlicher Raum ist Raum für Alle

In der Ortsmitte Veldens Barrieren abzubauen, ist ein wichtiges Ziel des Ortsentwicklungskonzepts. Dabei kann es am Marktplatz Velden aufgrund der Topografie am Marktberg, aber auch am sog. „Apothekerbuckel“ nicht um einen barrierenfreien Ausbau nach DIN-Norm gehen. Aber: Bei allen Ideen, die für die Marktaufwertung entwickelt werden, geht es um Lösungen für alle, um mehr Komfort und Angebote für alle, um Inklusion und Gemeinschaft, um Teilhabe am öffentlichen Leben und die lebendige Nutzung des öffentlichen Raumes.

Umgestaltung des oberen Marktbergs

Was aus dem oberen Marktberg, bekannt in Velden als „Seifensieder- oder Apothekerbuckel“, werden wird, darüber kursieren seit Monaten verschiedene Gerüchte. Dazu Bürgermeister Greimel: „Ich kann Ihnen versichern: es werden für die geplanten Maßnahme keine Bäume dort gefällt!“, eine Aussage, die mit Beifall quittiert wurde. Auch am oberen Markt geht es vor allem um Aufenthaltsqualität. Die Bäume rechts und links der jetzigen Sitzbank, die im Sommer wegen der Sonneneinstrahlung und der fehlenden Lehne ungern und selten genutzt wird, bieten ein natürliches Dach, um darunter im Schatten liegende Sitzinseln zu realisieren. Wünsche wie ein offenes Bücherregal oder Spieltische für Jung und Alt sollen Berücksichtigung bei der Gestaltung finden. Ob der ursprünglich am Maibaum geplante Radler-Treff realisiert wird, ist noch nicht zu Ende diskutiert.

 Schöne, sanierte Fassaden

Einen ganz wichtigen Beitrag zur Aufwertung des Ortsbildes leisten sanierte Fassaden in der Ortsmitte und private Investitionen in die Wiederbelebung von Denkmälern und leerstehenden Gewerbeeinheiten. Hier wird sich in den nächsten Monaten – immer auch in Abhängigkeit der Ressourcen der Handwerksbetriebe – sowohl am unteren als auch am oberen Markt einiges tun.

Ein Großprojekt wird der Aus- und Umbau der Gebäude am Marktplatz 44 und 42, das laut Bauherr Anfang 2022 abgeschlossen werden soll, nachdem jetzt die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geforderten Voruntersuchungen abgeschlossen werden konnten. Lobenswert erwähnt werden soll an dieser Stelle auch die Sanierung des Obereisenbuchner-Hauses durch den neuen Eigentümer, der sich durch außergewöhnliche handwerkliche Geschicklichkeit, Professionalität in einigen Baugewerken und sehr viel Bereitschaft zur Eigenleistung auszeichnet. Der aus Eigentümersicht verständliche „Kampf mit den Denkmalbehörden“, durch den sich die Fertigstellung der Sanierung erheblich verzögert, wird sich im Endeffekt auszahlen, denn das Einzeldenkmal gehört zu den Gebäuden, zu denen die Bürgerschaft aufgrund der im Jahr 2017 verstorbenen Kramerin Resi Obereisenbuchner ein ganz besonderes Verhältnis hat. Dass es wieder eine gewerbliche Nutzung im ehemaligen Kramerladen geben soll, spricht für den neuen Eigentümer, der sich der Geschichte des Hauses durchaus bewusst ist.

Aufbruch Velden

Nach knapp fünf Jahren, die seit der Vorstellung des Integrierten Ortsentwicklungskonzeptes für Velden vergangen sind, ist mit der Fertigstellung des Parkdecks, einigen Fassadensanierungen, der Erneuerung des Vilssteges, der Schaffung des Vilsuferwegs, der Errichtung eines Stellplatzes für Wohnmobilisten und der Platzierung einiger provisorischer Sitzplätze am unteren Marktberg der Aufbruch Velden gelungen – es ist Bewegung im Markt, und wenn alles nach Plan läuft, werden alle Maßnahmen rechtzeitig zur 1.250-Jahr-Feier im Jahr 2023 abgeschlossen sein und der alte Glanz der „Perle des Vilstals“ wird ein neuer Glanz sein – für die nächsten 35 Jahre. Und die nachfolgenden Generationen.

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